Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts (German Edition) by Olaf Jessen

Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts (German Edition) by Olaf Jessen

Autor:Olaf Jessen [Jessen, Olaf]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406658273
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2014-12-01T05:00:00+00:00


Folgen der Artillerieschlacht: Schwerverwundeter, der durch Granatsplitter sein Kinn, sämtliche Zähne und die halbe Zunge verlor

Am 5. Juni, gegen 4.30 Uhr, fliehen Zimmermann und Christinecke aus dem «Jammerkeller». Auf eigene Faust brechen sie auf zum Dorf Morgemoulin, etwa zehn Kilometer weiter östlich in der Woëvre gelegen. Noch immer wütet die französische Artillerie, jetzt schon seit etwa zwanzig Stunden. «Wir springen von Trichter zu Trichter, kommen durch die alte Weinberg-Stellung hindurch und legen etwa noch einen Kilometer im Marschmarsch zurück. Das linke Bein, das inzwischen ziemlich stark angeschwollen ist, schmerzt zwar sehr, doch tut es noch seine Dienste.» Mit Mühe erreichen die Männer Morgemoulin. Dort wird Zimmermann frisch verbunden. «Man setzt mir einen guten Kaffee vor …».[79] Vor etwa drei Wochen hat der Leutnant in dem «herrlichen Neste» Mercy-le-Haut mit Madeleine Pierga, der Mutter des kleinen Ro-Ro, in einem Raum voller Blumen Kuchen gegessen.

Sonntag, 4. Juni. Fort Vaux. Die Lage scheint verzweifelt. Major Sylvain Eugène Raynal, Kommandant des Fort Vaux, bleibt vollkommen auf sich gestellt. Zwar hat das Fort alle Beschießungen halbwegs überstanden; doch seit fünf Tagen ist die Besatzung aufgrund der deutschen Offensive abgeschnitten. Raynal, neunundvierzig Jahre alt, kriegsversehrt und aus Bordeaux gebürtig, muss sich nicht nur um seine eigene Truppe sorgen, sondern auch um viele Soldaten anderer Verbände, die sich ins Fort geflüchtet haben. Sämtliche Gänge und Kasematten sind völlig überfüllt. Es sei «äußerst schwierig», so Raynal, «sich fortzubewegen».[80] Statt für zweihundertfünfzig Mann trägt er nunmehr die Verantwortung für über sechshundert Soldaten, darunter viele Verwundete. Schon mehrfach hat der Kommandant Brieftauben mit Botschaften an seine Vorgesetzten abgesandt. Tatsächlich erreichten alle Vögel den Militär-Taubenschlag unweit der Zitadelle von Verdun. Raynals Bitten um Entsatz sind bei Nivelle angekommen.[81]

Die ersten Kämpfe vor zwei Tagen, am 2. Juni also, entbrannten um die Grabenstreichen an der Nordwest- und an der Nordostecke des Forts. Anders als Feldwebel Chenot im Fort Douaumont hatte Raynal beide Streichen durch Maschinengewehr-Schützen besetzen lassen. Doch die Nordoststreiche fiel nach zwei Stunden in die Hände der Angreifer. Der MG-Schütze, der eine Bresche in der Streiche bewachte, wollte gerade eine Ladehemmung beheben, als es den Angreifern gelang, Handgranaten durch die Bresche zu werfen. Die Besatzung der nordwestlichen Doppelstreiche konnte sich nur wenige Stunden länger halten. Dann entdeckten deutsche Pioniere auf dem Oberbau der Streiche ein paar getarnte Sandsäcke: Mit ihnen hatte Raynal eine Bresche abdecken lassen. Die Angreifer entfernten die Abdeckung und schleuderten Handgranaten in den Bunker. Gegen 14.00 Uhr war auch die Doppelstreiche in deutschen Händen.[82]



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